„Ich mag starke Stücke“ – mit diesen Worten brachte Vesna Orlic „Carmina Burana“, einen Welterfolg der klassischen Musik, der bisher nur in szenischen Ausschnitten in einer Choreographie von Kim Duddy zu sehen war, erstmals 2012 als Gesamtwerk auf die Bühne der Volksoper Wien.

 

Florian Hurler und Ensemble / Foto © Elisabeth Bolius   Ensemble / Foto © Elisabeth Bolius

 

Vesna Orlic setzt in ihrer Choreographie zu der 1934 in Musik gesetzten szenischen Kandate Orffs 24 Tänzerinnen und Tänzer ein, deren Stärke, Energie und Emotion der Musik von Carl Orff entsprechen.
„Jede Bewegung soll Bedeutung haben und Inhalt vermitteln“ – dieses Vorhaben von Orlic reüssiert nicht nur aufgrund des neoklassischen Tanzvokabulars, sondern  auch aufgrund der 24 Tänzerinnen und Tänzer selbst, deren eigene Handschrift die Ballettmeisterin der Volksoper für ihre Herangehensweise berücksichtigt und somit die Moderne nicht außen vor lässt.
Vesna Orlic folgt in ihrer Choreographie zu „Carmina Burana“ dem überlieferten Werkplan Carl Orffs, ohne jedoch auf ihre persönliche Auslegung zu verzichten. So lenkt etwa die stets präsente Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna das Geschehen – alle Macht liegt allein in ihren Händen. Des Weiteren bringt Orlic in ihrer Choreographie drei unterschiedliche Paare hervor – ein junges Liebespaar, ein in Trennung befindliches Ehepaar und ein altes Paar. Diese Paare können als Allegorie für die immer wiederkehrende Konstellation von Beziehungen gesehen werden.

 

Gabi Haslinger, Percy Kofranek, Chor der Volksoper Wien / Foto: © Elisabeth Bolius   Jörg Schneider (Tenor) / Foto: © Elisabeth Bolius   


Ein für Orlic wichtiger Punkt ist die Ausarbeitung des Stoffs zu einem monumentalen Gesamtspektakel, das alle Künstler des Hauses einbezieht. Zusätzlich zu den im Mittelpunkt stehenden Tänzern finden ein 80-köpfiger Chor, ein Kinderchor sowie 3 solistische Sänger ihren legitimen Platz in der Inszenierung. So steht der als personifizierte Unschuld eingesetzte Kinderchor im krassen Gegensatz zu der in der zentralen Szene "In Taberna" vorherrschenden Tabulosigkeit der Mönche. Hierin wird abermals Orlics persönlicher Zugang zu der Thematik spürbar wenn sie die besagte Szene als Satire über die Ausschweifungen des Klerus deutet.
Mit ihren „Carmina Burana“ lässt Vesna Orlic den Betrachter in die unterschiedlichsten Gefühlswelten eintauchen, so dass man am Ende, wie Die Presse anmerkte, überwältigt ist von der Vielseitigkeit der Tänze.

Kinderchor der Volksoper Wien / Foto: © Elisabeth Bolius 

 

Das Stück wird in der Spielsainon 2013/2014 an der Volksoper Wien wieder aufgenommen. Informationen dazu finden Sie unter www.volksoper.at